„Der Krieg gegen das Virus“ wurde ausgerufen von PolitikerInnen und WissenschaftlerInnen. Das ist nun wirklich verrückt. Im Kriegszustand, im Zustand von Angst, Sorge, Stress, sind wir geschwächt, ist auch unser Immunsystem geschwächt, werden wir erst richtig anfällig für das Virus. Und im Übrigen auch für jedwede Art von Manipulation. Und wir werden destruktiv uns selbst und anderen gegenüber. Wir verlieren die Vernunft, sind nicht mehr in der Lage, besonnen zu agieren. Im Kriegszustand fehlt es uns an all dem, was wir brauchen, um bestmöglich mit einer Krise umzugehen.
Der „Krieg gegen das Virus“ verführt uns dazu, uns als Opfer zu fühlen. Und als Opfer verleugne ich meine Fähigkeit zur Verantwortung. Man spricht von Kollateralschäden der Pandemiebekämpfung wie depressive Kinder, zusätzliche Kilos, Familienstreitigkeiten… Für all das sei Corona, der Lockdown, die Politiker, die EU oder sonst wer schuld. Wäre es nicht normal, mich zuallererst selbst zu hinterfragen, wenn meine Kinder depressiv sind, wenn mir die Hosen nicht mehr passen oder wir in der Familie garstig miteinander umgehen? Ich beraube mich doch der Möglichkeit, Ursache für mein und unser Glück zu sein, wenn ich Schuldige für meine eigene Unzulänglichkeit, für meinen Mangel an Selbstverantwortung und Selbstführung suche!