Trotz alledem war Nancy untröstlich. „Erinnerst du dich an die Weltmeisterschaft? Damals haben wir alle dem lieben Gott gedankt.“, sprach sie ihr Vater an. „Warum haben wir ihm gedankt? Weil wir deinen WM-Titel als Geschenk erlebt haben. Uns allen war bewusst, dass es nicht in unserer Hand liegt, was sich als Ergebnis unserer Bemühungen ergibt. Es liegt an uns, in aller Redlichkeit den Weg zu einem Ziel zu gehen. Ob wir dort dann auch ankommen, müssen wir dem Höheren überlassen.“
Nancys Miene hellte sich ein wenig auf. „Ich bin meinen Weg zur Olympiade tatsächlich mit aller Redlichkeit gegangen. Besser wär es mir nicht möglich gewesen.“, meinte sie.
„Das meine ich auch“, nickte ihr Vater bestätigend und fügte hinzu: „Zur Natur unseres Menschseins gehört unsere Verantwortung, dass wir unseren Weg gehen, und wie wir ihn gehen, nicht aber die Ergebnisverantwortung. Ich war es ja, der dir nahegelegt hat, dir den Olympiasieg als Ziel zu setzen, weil das Ziel den Weg bestimmt. Wer bei der Olympiade gewinnen will, muss wirklich alles geben. Genau diesen Weg hast du beschritten, hast alles gegeben. Und das war großartig. Deshalb bist du in meinen Augen schon Siegerin gewesen, bevor du überhaupt in den Wettkampf eingestiegen bist.“
„Und du bist nicht einmal ein bisschen enttäuscht?“, fragte Nancy. „Nicht ein bisschen,“ antwortete ihr Vater. „So sehr ich dir die Medaille gegönnt hätte, habe ich doch nie die Erwartung gehabt, dass du dein Ziel erreichst. Nicht etwa, dass es mir an Vertrauen in deine Fähigkeit gemangelt hätte. Aber mir war klar, ein bestimmtes Ergebnis zu erwarten, ist ein Fehler. Und zwar grundsätzlich. Die Zielerreichung liegt nicht in unseren Händen, niemals. Wir können sie wahrscheinlich machen, indem wir unser Allerbestes geben, wir können sie uns zutrauen, aber letztlich können wir sie weder von uns selbst noch von anderen erwarten. Die Erwartung erzeugt Stress, weil sie dem Prinzip widerspricht, dass wir nur für den Weg, nicht aber für das Ergebnis verantwortlich sind. Wir sind verantwortlich für das, was wir geben, nicht dafür, was wir erreichen.“